Höhenunterschied: 350 m
Höchster Punkt: 70 m
Dauer: 5 h
Orientierung: einfach, die ganze Strecke ist gelb markiert oder als sentier littoral ausgeschildert. Unterwegs sind Wegpunkte bezeichnet, welche die Entfernung zum Port de Bandol bzw. zum Port de Madrague anzeigen.
Karte: IGN 3245 ET: Aubagne, La Ciotat
Schwierigkeit: einfach, aber lange
Heute Nacht hat ein Unwetter gewütet. Gegen 3 Uhr in der Früh bin ich aufgewacht: Es regnet stark und ständig blitzt es. Ich muss die Vorhänge im Schlafzimmer, die normalerweise offen sind schließen. Der Strom ist ausgefallen. Zum Glück habe ich die Lidl Taschenlampe im Rucksack. Eine halbe Stunde später ist auch wieder Strom da. In der Früh ist zwar alles noch feucht, aber das Wetter ist viel besser. Die Sonne scheint und der Himmel ist blau. Es sind lediglich noch einige Wolken am Himmel.
Heute möchte ich eine Küstenwanderung von Saint-Cyr nach Bandol machen. Zu diesem Zweck fahre ich zuerst mit dem Auto nach Bandol. Auf den Straßen sind noch die Spuren des nächtlichen Gewitters zu sehen: teilweise liegt Geröll und Schlamm auf den Straßen. In Bandol parke ich am Parking du Centre. Dieser liegt direkt am Hafen von Bandol. Der Parkplatz ist kostenpflichtig. Ich bin leider etwas knapp dran. Um 9:20 parke ich und muss spätestens um 9:38 am Bahnhof von Bandol sein, da dann mein Zug nach Saint-Cyr fährt. Da die Wanderung nur in einer Richtung geht, muss ich die Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln absichern. Ich habe mir bereits vor der Reise, die Fahrpläne der Strecke Marseille – Toulon – Hyères aus dem Internet heruntergeladen. Es fahren auf der Linie relativ häufig Züge, leider kommt nach meinem Zug eine Lücke: der nächste Zug käme erst wieder um 11:08.
Als ich endlich am Bahnhof ankomme steht am Schalter eine Schlange. Zum Glück steht auf dem Bahnsteig ein Fahrkartenautomat, der mir problemlos eine Fahrkarte zum Preis von 1,90 € ausgibt. Es ist 9:35, ich habe meine Fahrkarte noch gestempelt und stehe abfahrbereit mit anderen Leuten am Bahnsteig in Richtung Marseille. In Frankreich herrscht übrigens Linksverkehr bei der Bahn. Nur leider kommt erst einmal kein Zug. Am Vortag war noch die große Streikwelle in Frankreich. Eigentlich soll der Streik heute vorbei sein.
Getreu dem Motto „Avec la SNCF - Tout est possible“, was man gehässig mit „bei der französischen Staatsbahn kann dir alles passieren“ übersetzen könnte, ist um 9:38 kein Zug da. Das war wohl früher mal ein Werbeslogan der Bahn in Frankreich, er war natürlich positiv auszulegen. Der Schuss ging aber bei dieser Kampagne nach hinten los. Kurz darauf fährt ein TGV durch den Bahnhof und jetzt ist klar, dass der Regionalzug wohl dahinter kommt und da er zwischen Toulon und Bandol auch noch halten muss, dürfte der Zug wohl in einigen Minuten kommen. Mit etwa 10 minütiger Verspätung trifft der Zug dann ein. Der Zug besteht aus zwei relativ neuen zweiteiligen Doppeldecker Triebwagen. Bereits bei der nächsten Station in Saint-Cyr-sur-Mer/Les Lecques steige ich wieder aus.
Es ist eigentlich einmal ganz angenehm, wenn man für die Wanderungen die öffentlichen Verkehrsmittel einplanen kann. In meinem Falle ermöglicht es mir die komplette Wanderung von St-Cyr nach Bandol zu machen, ohne unterwegs umkehren zu müssen. Leider ist der öffentliche Nahverkehr in Frankreich meist nicht besonders gut, so dass sich leider solche Gelegenheiten nicht allzu häufig anbieten.
Vom Bahnhof laufe ich zuerst einmal in Richtung Plage des Lecques. Die Strecke ist leider nicht besonders schön. Auf der Avenue des Lecques gibt es noch nicht einmal einen Bürgersteig.
Plage des Lecques
Nachdem ich endlich am Strand angekommen bin, laufe ich zuerst auf der Uferpromenade und dann auf einer Straße zum Port de la Madrague. Das Meer ist heute schön blau. Lediglich in der Nähe des Strandes ist das Wasser ziemlich braun. Das Unwetter der Nacht hat wohl einigen Schlamm ins Meer gespült. An dem kleinen Hafen von Madrague fängt schließlich der sentier littoral an, den ich im weiteren Verlauf der Wanderung begehe.
Port de la Madrague
In St-Cyr gibt es in Strandnähe auch Parkplätze, allerdings ebenfalls wie mein Parkplatz in Bandol gebührenpflichtig. Allerdings kostet hier eine Stunde parken 1,60 €. Auf dem Parkplatz in Bandol sollen 7 h Parken hingegen gerade einmal 5,00 € kosten. Sofern man nicht gezielt kostenlose Parkplätze sucht und dafür einen größeren Anmarsch in Kauf nimmt, ist es also für diese Wanderung günstiger das Auto in Bandol abzustellen. In beiden Orten gibt es aber wohl kostenlose Parkplätze, solange man nur weit genug vom Strand weg parkt.
Von dem Port de la Madrague gehe ich auf dem schönen Weg zur Pointe Grenier. Hier ist eine alte Gipsmine –brennerei und –verladung gewesen, von der noch einige Ruinen vorhanden sind. In unmittelbarer Nähe der Gipsmine mache ich einen Aufstieg zu einem kleinen Fort am Berg machen, von dem ich einen schönen Ausblick in Richtung St-Cyr, La Ciotat und das Massiv de la Sainte Baume habe.
Am Sentier littoral steht eine Absperrung, die allerdings zur Seite geschoben wurde. Ich gehe trotzdem auf dem Weg weiter. Im weiteren Verlauf ist auch nicht erkennbar, warum diese Absperrung dort steht. Der Weg ist einwandfrei. Selbst der Orkan aus der vergangenen Nacht hat dem Weg nichts anhaben können. Es gibt auch selten Stellen, die etwas matschig sind, trotz der kräftigen Regengüsse. Ich laufe problemlos weiter zur Pointe Fauconnière. Gelegentlich werfen ein paar Wolken Schatten. Das Wetter ist aber stabil und wird eher besser. Die Wolken verziehen sich allmählich.
Weiter geht es zur Pointe des Trois Fours. Hier ist eine Wohnsiedlung für Minderbemittelte und deshalb ist hier genau reglementiert, wo man laufen darf und wo nicht. Über die Pointe de Défens weiter zur Pointe d’Alon komme ich immer wieder an Häusern vorbei. Teilweise sind Häuser und Grundstücke ganz ansprechend, allerdings ist es schon verwunderlich, was für hässliche Betonblöcke sich manch einer auf sein sündteures Grundstück stellt. An der Pointe d’Alon mache ich Mittagspause.
Dieses Mal habe ich auf dem Navi nur einige wichtige Wegpunkte eingegeben. Auf der einen Seite macht der Weg so viele Windungen, dass man fast nicht so viele Wegpunkte markieren kann, auf der anderen Seite ist der sentier littoral nicht zu verfehlen, so dass es das Navi nicht braucht. Es ist allerding schön zu wissen, wo ich mich gerade aufhalte. Auf manchen Wanderungen kommen viele Punkte, Buchten usw. so dass man manchmal gar nicht genau weiß wie weit man schon gelaufen ist. Außerdem läuft beim Navi immer die Trackaufzeichnung mit, möglicherweise ist das ganz nützlich, wenn man eines Tages die Wanderung nochmal laufen will. Im Zweifel kennt auch die Trackaufzeichnung den Weg zurück.
Der Weg führt schließlich bergauf und kommt an der Bahnstrecke Toulon-Marseille heraus. Der Weg führt parallel zur Bahn. Leider ist die Strecke eingezäunt, sonst würde ich versuchen, ein Foto von einem Zug zu machen. Der Weg steigt oberhalb der Bahnstrecke an. Als ich oben bin, kommt sogar ein Regionalzug in Richtung Marseille vorbei. Hier oben komme ich an Galère vorbei. Das ist eine Felsformation, die gleich an der Küste liegt und wie ein Boot aussieht. Beim Weitergehen geben die Batterien des Navis den Geist auf: das Gerät zeigt einen niedrigen Batteriestand an. Es läuft aber noch mindestens eine halbe Stunde ohne Probleme weiter.
Hinter der Pointe des Engraviers, verlässt der Weg kurzzeitig die Küste und führt hinter einem Ferienblock vorbei. Jetzt führt der Weg auf einer Straße weiter in Richtung Bandol. An der Presqu’île de Capelan, mache ich noch eine letzte Pause und schalte jetzt die Trackaufzeichnung und dann das Navi ab.
Ich gehe auf der Straße bis zum Fremdenverkehrsbüro in Bandol. Bandol bildet hier eine Art Halbinsel. Ich gehe zum Strand Anse de Renécros. Ich umrunde die Ausbuchtung von Bandol ins Meer. Gegenüber liegt die Île de Bendor. Vom Hafen von Bandol gehen regelmäßig Boote zur Insel. Nachmittags hat sich das Wetter weiter stabilisiert. Allerdings ist es jetzt ziemlich windig.
Am Rückweg zum Auto komme ich noch einmal am Fremdenverkehrsbüro vorbei. Dort hängt eine aktuelle Wettervorhersage, nach der die nächsten Tage weiterhin kräftig die Sonne scheinen solle. Ich habe wohl die bereits vorher angekündigte Schlechtwetterperiode ganz gut überstanden.